Der Klimawandel quält die Weinqualität

Hohe Temperaturen sorgen für mehr Süße und weniger Säure im Most. Schmeckt unser Wein mit zunehmendem Klimawandel also bald anders? Mit Tricks versuchen Winzer, das zu verhindern.

Der Klimawandel und die Spielereien des Wetters sind für viele Winzer eine echte Herausforderung. Brennende Hitze, lange Trockenphasen und kräftige Regenschauer wechseln sich ab. Folglich macht das ändernde Klima nicht nur die Kultivierung der Reben schwieriger, es wirkt sich auch auf die Qualität und den Geschmack des Weines aus. Tatsächlich ist die Weinqualität sehr empfindlich gegenüber der Temperatur während der Traubenreife. Höheren Temperaturen führen zu einem geringeren Apfelsäureanteil in den Trauben, drückt die Kaliumwerte und bringt so einen niedrigeren ph-Wert hervor. Folglich enthält der Wein weniger Aromen frischer Früchte als vielmehr häufiger eine Note von gekochtem oder überreifem Obst. Gerade der niedrigere ph-Wert nimmt etwas vom Frischeempfinden weg. Weniger Säure kann so zu Fehlgeschmack führen.

Auch steigt der Zuckeranteil bei Hitze und damit auch die Alkoholmenge. Bereits heute werden in der Pfalz hohe Alkoholwerte im Wein festgestellt. So sind Werte mit 11,5 bis 13 Prozent Alkoholanteil keine Seltenheit mehr.

Auch können hohe Temperaturen zu einem blasserem Teint junger Rotweine und weniger Geruchsstoffen etwa in Sauvignon Blanc führen. 

Doch die Branche hat das Problem längst erkannt und steuert kreativ dagegen. Weinbauliche Praktiken können es ermöglichen, diese Effekte zu korrigieren, ohne die Definition des Weins infrage zu stellen, indem sie an der Auswahl passender Mikroorganismen, der Entzuckerung des Mosts, der Verringerung des Alkoholgehalts und der Säuerung der Weine arbeiten. Viele kreative Winzer und Winzerinnen haben eine Tendenz, die aktuelle Stilistik-Typizität ihrer Weine aufrechtzuerhalten, weil sie dafür einen Markt haben. Säurearme, hochprozentige Weine schmecken brandig und haben somit keine Balance zwischen dem Alkoholgehalt und den eigenen Aromen, da er zu alkoholhaltig ist. Weine mit hohem Alkohol laufen am Absatzmarkt vorbei, denn der klassische Weinkonsument möchte junge, weiße, fruchtige, aber trotzdem trockene Weißweine trinken, gerade auch die jüngere Generation.

Durch einen geschickten Blattschnitt im Weinberg kann der Weinmacher/in für weniger Strahlung auf den Trauben sorgen und somit den typischen Geschmack wie auch eine feine Säure retten. Häufig werden bei Neupflanzungen auch steile Südhanglagen gemieden. 

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